Gerade bin ich auf einen Instagram Beitrag von Dr. Eliane Retz (@dr.retzel) zum Thema Grenzen austesten bei Kleinkindern gestoßen, was ich zum Anlass nehmen will, meine Gedanken dazu festzuhalten. Natürlich ist 'Grenzen setzen' etwas, das mich als Mutter eines Kindes, das gerade in die Autonomie Phase eintritt, sehr beschäftigt. Und auch bei der Ausbildung 'tier- und naturgestützte Interventionen' kommt es immer wieder zur Sprache: dem Tier klare Grenzen setzen und auch den Klienten, um die Tiere zu schützen. Es ist aber auch ein sehr persönliches Thema, da ich immer das Gefühl hatte, ich kann das nicht gut genug. Ich bin als das jüngste Kind aufgewachsen, war immer eher zurückhaltend, bin gerade mal 1,60 m groß und mir wurde immer vermittelt, dass ich eben die süße Kleine bin - nicht nur in meiner Familie. Selbst mein Kampfschrei beim Taekwondo war "putzig". Was davon blieb ist mein inneres Bild, dass ich diesbezüglich anders sein müsste. Während der Ausbildung am Mauritiushof und auch bei meinen Erfahrungen mit meinem Kind wurde mir aber immer deutlicher, dass das Problem vor allem diese innere Haltung ist. Ich muss kein anderer Mensch werden. Es ist nicht notwendig, jeden Konflikt bis zum bitteren Ende so auszutragen, dass ich als Gewinner rausgehe. Es besteht ja häufig die Angst in der Gesellschaft, das Kind (oder das Tier) tanzt dir auf der Nase herum, wenn du dich nicht durchsetzt. Die schlimmsten Momente waren für mich aber - sowohl mit dem Kind, als auch mit Tieren - diejenigen, in denen ich in einen Machtkampf ging aus genau dieser Angst heraus. Auf Druck kommt Gegendruck, und letztendlich resignierte ich mit einem schlechten Gefühl und bestätigte mir mein inneres Bild. In Momenten, in denen es mir gelingt, meine Prägung zu überwinden, kann ich mit mehr Klarheit vermitteln, wo die Grenzen sind und wenn dies einmal nicht gelingen mag, kann ich aus der Situation rausgehen, ohne das Gefühl zu versagen. Denn letztendlich ist es ja das Gefühl des Versagens und manchmal auch der Wunsch nach Vermeidung dieses Gefühls, was bei der nächsten Situation dann die eigene Klarheit vernebelt. In einem Tagebucheintrag habe ich mal geschrieben: "ich brauche nicht mehr Wut, sondern mehr Mut" und das ist auch jetzt sehr treffend: Mut, zu mir zu stehen, Mut, klar zu bleiben, auch wenn mein Gegenüber anders reagiert, als erhofft. Natürlich brauche ich auch meine Wut, zumindest innerlich, um meine Grenzen zu spüren und dabei zu bleiben. Aber ich muss nicht zu einer ganz anderen Persönlichkeit werden.
"Wenn man einmal nachgibt, hat man verloren" - diese Perspektive hinterfragt Dr. Eliane Retz in ihrem Beitrag und ich finde es immer wieder hilfreich, ihre Kommentare und natürlich auch ihre Bücher 'wild child' und 'wild family' zu lesen.
Tiere verlangen natürlich nochmal eine klarere Struktur und Hierarchie. Ich muss hier die Position des Leittieres einnehmen, wohingegen Kinder im Laufe des Lebens ja zu autonomen Menschen werden.
Aber auch Kinder brauchen eine klare Struktur und auf der anderen Seite brauchen auch Tiere nicht autoritäre Durchsetzungskraft, sondern weise Führung. Denn das Leittier einer Herde ist häufig ein ruhiges, erfahrenes weibliches Tier.
Also her mit den Grenzsituationen - ich freu mich drauf, immer mehr zu lernen!
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